Nachruf

Andreas Kloke (1953–2025)

Vierte Internationale Programmatische Tendenz (TPT)

Unser Genosse Andreas Kloke, mit dem wir in der damals einheitlichen Gruppe der griechischen Sektion der Vierten Internationale aktiv waren, starb Anfang Oktober, sehr geschwächt durch eine lange Krankheit nach einer komplizierten Operation. In den letzten Jahren hat Andreas, soweit es seine Kräfte zuließen, weiter all das beobachtet und analysiert, was eine revolutionäre Krise vorantreiben könnte.

Andreas Kloke

 

Der gebürtige Kölner war in der GIM, der damaligen deutschen Sektion der Vierten Internationale, aktiv. Nach seiner Übersiedlung nach Griechenland im Jahr 1988, wo er Deutsch unterrichtete, schloss er sich der OKDE-Spartakos an, wo er aktives Mitglied war, Debatten leitete und in der Redaktion der Zeitschrift mitarbeitete. Neben zahlreichen Artikeln schrieb er auch Bücher, indem er entweder deutsche Texte ins Griechische übersetzte oder 2015 ein Buch (auf Griechisch) mit dem Titel „Politische Revolution, Nationalismus, Sozialismus“ veröffentlichte. Dieses Buch wurde im Arbeiterklub (Εργατική Λέσχη) Nea Smyrni von den Genossen Christos Kefalis, Tassos Anastassiadis und Manos Skoufoglou vorgestellt, als Andreas bereits durch Krankheit geschwächt war. Andreas wohnte in einem Vorort, der nach 1922 von und für griechische Flüchtlinge aus Kleinasien geschaffen wurde, und war dort aktiv, insbesondere als lokales Gründungsmitglied von Antarsya und Poli Anapoda („Die Stadt auf den Kopf stellen“), einer kommunalen Gruppe der radikalen und revolutionären Linken.

      
Mehr dazu
OKDE-Spartakos: Genosse Andreas Kloke ist nicht mehr unter uns, die internationale Nr. 1/2026 (Januar/Februar 2026) (nur online).
Andreas Kloke: Worum geht es in der Diskussion über Griechenland?, Inprekorr Nr. 4/2012 (Juli/August 2012).
Andreas Kloke: Griechenland im Zeichen der Memoranden – abhängiges oder imperialistisches Land?, Inprekorr Nr. 3/2012 (Mai/Juni 2012).
Andreas Kloke: Die Kosova-Frage und der Ahtisaari-Plan, Inprekorr Nr. 438/439 (Juni/Juli 2008).
Andreas Kloke: Der Krieg, die Krise und die neuen innerimperialistischen Gegensätze, Inprekorr Nr. 386/387 (Januar/Februar 2004).
Andreas Kloke: Nationale Frage und Marxismus, Inprekorr Nr. 335/336 (September/Oktober 1999).
Andreas Kloke: Der Kampf des Kosovo und die Intervention des Westens, Inprekorr Nr. 326 (Dezember 1998).
Andreas Kloke: Zypern im Würgegriff der Nationalismen, Inprekorr Nr. 308 (Juni 1997).
 

Andreas Krankheit und Tod sind ein großer Verlust für seine Genoss:innen, für die Qualität seiner Analysen, aber vor allem für seinen offenen Umgang mit der Diskussion unter Revolutionären. Zugegebenermaßen widersprach er der Mehrheitsmeinung innerhalb der Vierten Internationale zum Aufbau breiter Parteien. Er wollte uns davon überzeugen, dass dieser Weg ein Fehler sei, zählte Beispiele für Misserfolge auf, begleitet von einem kleinen Lächeln, das alles andere als ironisch war, denn auch wenn die Diskussionen manchmal hart sein konnten, war für Andreas eines sicher: diese Meinungsverschiedenheiten waren Teil der Diskussionen zwischen Revolutionären, und er behauptete nie, dass sie „wahre Revolutionäre“ gegen „Reformisten“ stellten, entgegen der Tradition des linken Sektierertums, das leider in Griechenland weiter wütet. Sein Beharren auf der Ablehnung des Aufbaus breiter Parteien erklärte sich sehr konkret durch seine Befürchtung, dass die Teile der Vierten Internationale, die sich auf diesen Weg begeben, sich verwässern und schwächen oder ihren revolutionären Charakter verlieren würden.

Aber bei den Trauerreden bei seiner Beerdigung, an der seine früheren Genoss:innen und Freund:innen teilnahmen, darunter viele aus den beiden Gruppen, die derzeit die griechische Sektion bilden (TPT – Vierte Internationale Programmatische Tendenz) und OKDE Spartakos) wurde auch daran erinnert, dass Andreas der Linie der Vierten Internationale bei den meisten aktuellen Schlüsselthemen zustimmte. Dies geschah oft am Ende von Diskussionen, bei denen sich sein Standpunkt unter Berücksichtigung der Realität vor Ort entwickelte: zum Beispiel zur Situation im ehemaligen Jugoslawien (im Gegensatz zum pro-serbischen Campismus der griechischen Linken), zur Bedeutung der Entwicklung der Linken und so weiter. Dieser Pragmatismus, der das Gegenteil von starren und oft anachronistischen Vorstellungen war (man denke nur an das bedrückende Ignorieren des antiimperialistischen Widerstands des ukrainischen Volkes derzeit durch fast die gesamte griechische Linke), war eine Qualität, die unseren Genossen wertvoll und hoch geschätzt machte. Und das wollten wir ehren, indem wir bei seiner Beerdigung die Grüße der Vierten Internationale überreichten.

Und natürlich werden wir uns immer an seine Freundlichkeit und seinen Humor erinnern, Qualitäten, die für einen Revolutionär von unschätzbarem Wert sind! Alle unsere Gedanken sind bei seiner Partnerin Mary und seinem Sohn Manolis.

10.10.2025
Übersetzung aua dem Englischen: Björn Mertens



Dieser Artikel erschien in der Online-Ausgabe von die internationale Nr. 1/2026 (Januar/Februar 2026) (nur online). | Startseite | Impressum | Datenschutz