Nachruf

Genosse Andreas Kloke ist nicht mehr unter uns

OKDE-Spartakos

Nach langer Krankheit, die ihn in den letzten Jahren seines Lebens stark mitgenommen hat, ist unser Genosse Andreas Kloke am Dienstag, dem 7. Oktober, im Alter von 72 Jahren verstorben.

 

Andreas Kloke

Foto: Kostas Skordoulis

Andreas wurde im März 1953 in Köln geboren. Er stammte aus einer bürgerlichen Familie. Er studierte Germanistik. Als rastloser Geist und geprägt von den Nachwirkungen der Studierendenrevolte von 1968 schloss sich Andreas ab 1975 der Strömung des revolutionären Marxismus an und wandte sich von seiner bürgerlichen Herkunft ab. Zunächst war er etwa sechs Monate lang im Spartacusbund aktiv. Anschließend trat er der deutschen Sektion der Vierten Internationale, der GIM – Gruppe Internationale Marxisten, bei. Nach seinem Studium arbeitete er einige Jahre als Arbeiter, bevor er in den Lehrerberuf wechselte.

Im Laufe seiner Politisierung kam Andreas mit ausländischen Migranten, vor allem türkischen und griechischen Arbeiter:innen, in Kontakt und stellte sich auf ihre Seite. In der GIM übernahm er verantwortungsvolle Aufgaben. Später, in den 1980er Jahren gehörte er zu den wenigen Mitgliedern der deutschen Sektion der Vierten Internationale, die mit der Selbstauflösung der GIM und ihrer Fusion mit der ehemals maoistischen KPD nicht einverstanden waren, da sie die katastrophalen Folgen dieser Entscheidung vorausgesehen hatten.

Ab Mitte der 1980er Jahre reiste Andreas durch verschiedene Länder und kam 1988 schließlich nach Griechenland, wo er sich dauerhaft niederließ und sich der OKDE-Spartakos (Organisation der Kommunistischen Internationalisten Griechenlands), der griechischen Sektion der Vierten Internationale, anschloss. In Griechenland verdiente er seinen Lebensunterhalt als Deutschlehrer – und war ein hervorragender Lehrer! Neben Deutsch beherrschte er vier weitere Sprachen (Griechisch, Englisch, Französisch, Italienisch) auf dem Niveau eines Philologen.

Andreas spielte in den mehr als 35 Jahren, die er in Athen lebte, eine entscheidende Rolle für die Arbeit und die politische Entwicklung der Organisation und war zusammen mit einigen wenigen weiteren Genossinnen und Genossen ein Bezugspunkt für die Entwicklung der Strömung des revolutionären Marxismus in Griechenland. Er war regelmäßiger Autor und ab einem bestimmten Zeitpunkt das wichtigste Mitglied der Redaktion von „Spartakos“, und seine Artikel waren vorbildlich dokumentiert und sorgfältig recherchiert. Ebenso exzellent war er als Lehrer für junge Artikelautoren, denen er eine unerschöpfliche Bibliografie zu jedem möglichen Thema und vor allem einen kritischen und dialektischen Geist vermittelte.

Transparent der OKDE-Spartakos

 

Er hielt Kontakt zu Genossen und Genossinnen aus anderen Ländern und äußerte sich seit Ende der 1980er Jahre immer wieder besorgt über die destruktive Politik der Führung der Vierten Internationale. Er war stets ein engagierter Verfechter der Aktualität revolutionärer Parteien und einer revolutionären Internationale. Als Vertreter von OKDE-Spartakos hob er 1995 auf dem Weltkongress der Vierten Internationale – dem letzten, an dem Ernest Mandel teilnahm – beispielhaft die Unzulänglichkeiten der damaligen Politik der Internationale hervor und wies den Weg zu einer unabhängigen Klassenpolitik, die für die Befreiung der Arbeiterklasse unerlässlich ist. In den folgenden Jahren konzentrierte er sich auf die Kritik an der Strategie der breiten Parteien, wie sie in Brasilien beispielhaft umgesetzt wurde. Nach dem katastrophalen Kurs der brasilianischen Sektion und dem Beitritt ihrer Mehrheit zur bürgerlichen Regierung von Lula stellte sich schnell heraus, dass er Recht hatte. Das Gleiche geschah bald darauf in Italien mit dem Eintritt von Rifondazione in die Regierung Prodi. In Griechenland wurde das Projekt der SYRIZA seit ihrer Gründung zum Ziel der beharrlichen Kritik von Andreas, die er unermüdlich in den internationalen Dialog einbrachte.

Als überzeugter Internationalist, echter Kosmopolit und, wie er selbst sagte, echter Kommunist und damit Humanist, hinterließ Andreas Kloke einen starken politischen Eindruck auf die Entwicklung und das Wachstum der OKDE-Spartakos, unter schwierigen Bedingungen, in einer Zeit, in der die griechische Sektion der Vierten Internationale unter internen politischen Auseinandersetzungen über ihre Ausrichtung litt. Andreas hatte von Anfang an seine Position in der politischen Debatte klar gemacht!

      
Mehr dazu
Vierte Internationale Programmatische Tendenz (TPT): Andreas Kloke (1953–2025), die internationale Nr. 1/2026 (Januar/Februar 2026) (nur online).
Andreas Kloke: Worum geht es in der Diskussion über Griechenland?, Inprekorr Nr. 4/2012 (Juli/August 2012).
Andreas Kloke: Griechenland im Zeichen der Memoranden – abhängiges oder imperialistisches Land?, Inprekorr Nr. 3/2012 (Mai/Juni 2012).
Andreas Kloke: Die Kosova-Frage und der Ahtisaari-Plan, Inprekorr Nr. 438/439 (Juni/Juli 2008).
Andreas Kloke: Der Krieg, die Krise und die neuen innerimperialistischen Gegensätze, Inprekorr Nr. 386/387 (Januar/Februar 2004).
Andreas Kloke: Nationale Frage und Marxismus, Inprekorr Nr. 335/336 (September/Oktober 1999).
Andreas Kloke: Der Kampf des Kosovo und die Intervention des Westens, Inprekorr Nr. 326 (Dezember 1998).
Andreas Kloke: Zypern im Würgegriff der Nationalismen, Inprekorr Nr. 308 (Juni 1997).
 

Alle Genossinnen und Genossen der OKDE-Spartakos, die ihn kannten und mit ihm kleine und große Ereignisse des Klassenkampfs sowie die internen Auseinandersetzungen innerhalb der Organisation erlebt haben, werden sich immer an einen Menschen erinnern, der seine Ansichten überlegt und pädagogisch – stets schriftlich – mit Respekt und Höflichkeit darlegte. Er kannte die Regeln und hielt sich strikt an sie. Er hat politische Differenzen nie persönlich genommen, obwohl er oft heftiger Kritik von anderen Genossen ausgesetzt war.

Wir schätzen seinen großen und vielfältigen Beitrag sehr, von den Analysen zur Weltlage über den Kampf gegen den Nationalismus und die Analyse nationaler Fragen auf dem Balkan bis hin zur Wirtschaftskrise und dem Aufstieg und Niedergang des Bolschewismus. Wir sind ihm zu Dank verpflichtet für die vorbildliche Übersetzung der Junius-Broschüre und die Erinnerung an die Aktualität der Analysen von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Seine Schriften, sein Beitrag als Verleger, aber auch seine aktive Teilnahme am täglichen Kampf (wer könnte sein Lächeln an der Spitze der großen Demonstrationen von 2010-11 vergessen, mit Spartakos in der Hand?) sind ein großartiges Vermächtnis für alle, die das Glück hatten, ihn kennenzulernen.

Diejenigen von uns, die Zeit mit ihm verbracht haben, werden ihn als einen Mann mit brillantem Geist, beeindruckender Belesenheit, seltener Schlagfertigkeit, Liebhaber der klassischen Literatur, Poesie und Musik, aber auch des Fußballs und seines geliebten 1. FC Köln in Erinnerung behalten. Ein Mensch, der einen mit seiner Leidenschaft für alles, was er sagte, begeistern konnte, aber auch wusste, wie man Spaß hat, angenehm und besonders bei den Jüngeren beliebt ist.

Andreas war ein großartiger Mensch! Ein großartiger Kommunist! Ein großartiger Genosse! Sein Verlust macht uns ärmer. Die OKDE-Spartakos, die griechische Sektion der Vierten Internationale, spricht seiner Lebensgefährtin Mary, seinem Sohn Manolis und allen seinen Angehörigen, die ihn mit aller Kraft in seinem schwierigen letzten Kampf unterstützt haben, ihr Beileid aus.

Friede den Hütten! Krieg den Palästen! [1]

8. Oktober 2025
Weblinks ergänzt von der Redaktion

Quelle: O σύντροφος Αντρέας Κλόκε δεν είναι πια μαζί μας, Übersetzung: B.M.



Dieser Artikel erschien in der Online-Ausgabe von die internationale Nr. 1/2026 (Januar/Februar 2026) (nur online). | Startseite | Impressum | Datenschutz


[1] Im Original Deutsch