Norwegen

Expo kommentiert die Terroranschläge in Oslo

Die Terroranschläge von Oslo wecken Abscheu und werfen zugleich viele Fragen auf. In den letzten Tagen haben die Mitarbeiter von Expo versuchte, so viele Fragen über den Täter und seine Ideologie wie möglich zu beantworten. Aber der Medienansturm war beispiellos in der 15-jährigen Geschichte von Expo. Deshalb veröffentlichen wir jetzt diese Pressemitteilung. Hier sind einige grundlegende Antworten auf die Fragen, die wir in der aktuellen Situation beantworten können.

Die Beiträge von Anders Behring Breiviks auf der Website document.no und das von ihm verbreitete Manifest positionieren ihn in eine ultrakonservative antimuslimische Ideenwelt. Dies war die ideologische Heimat, in der er die Inspiration, die Argumente und die Analysen fand, die für seine Texte prägend waren.

Die antimuslimische Ideenwelt, in der sich Anders Behring Breivik befindet, unterstützt die Idee eines Kampfes zwischen dem Islam und dem Westen, die Idee einer linken Unterwanderung der Gesellschaft, die alles tun werde, um Traditionen, die eigene Kultur und das eigene Volk zu zerstören, und die eines Widerstands gegen den Multikulturalismus, von dem man meint, dass er eine sogenannte Islamisierung der Gesellschaft ermöglicht.

Diese Ideenwelt dreht sich um Blogs, Websites, Netzwerke und Ideologen. Sie erstreckt sich bis in rechtspopulistische Parteien in ganz Europa.

Um die Tat vom 22. Juli in Oslo zu verstehen, kann man die ideologische Welt, in der Anders Behring Breivik seine fundamentale Sicht auf die Gesellschaft kultivierte, nicht ignorieren. Anders Behring Breivik hat die antimuslimische Rhetorik auf die Spitze getrieben, und es sind seine ideologischen Überzeugungen, die die Sozialdemokratie für ihn zu einem, wie er glaubt, legitimen Feind gemacht haben.

Wir haben bereits früher Terroranschläge mit einem antimuslimischen Hintergrund weltweit erlebt. Es ist nicht lange her, dass wir einen Völkermord an Muslimen in Europa hatten. Doch die Terroranschläge in Oslo am 22. Juli sind das erste Beispiel für Terrorismus in großem Maßstab durch einen Akteur aus der antimuslimischen Bewegung. Das bedeutet nicht, dass diejenigen, die die Analysen der antimuslimischen Ideenwelt teilen, eine Mitschuld tragen oder verantwortlich gemacht werden können für die schrecklichen Verbrechen, die Anders Behring Breivik begangen hat. Es ist auch wichtig zu bedenken, dass die antimuslimische Bewegung Terror nicht begrüßt oder ihn als legitime Arbeitsmethode sieht.

      
Weitere Artikel zum Thema
Håkan Blomqvist: Schlimmster Massenmord an der Arbeiterbewegung, Inprekorr Nr. 5/2011 (September/Oktober 2011) (nur online)
Daniel Poohl : Mörder verbreitete Terrormanifest, Inprekorr Nr. 5/2011 (September/Oktober 2011) (nur online)
Alexander Bengtsson : Attentäter wollte anti-muslimische Bewegung aufbauen, Inprekorr Nr. 5/2011 (September/Oktober 2011) (nur online)
 

Der Terroranschlag zeigt daher eine besorgniserregende Entwicklung. Die Tatsache, dass Anders Behring durch die antimuslimische Bewegung inspiriert und durch ihre Weltuntergangsprophezeiungen beeinflusst wurde, zeigt, dass die antimuslimische Botschaft als Brennstoff in einem Radikalisierungsprozess dienen kann.

Anders Behring Breivik war Expo zuvor nicht bekannt. Wir haben auch nie etwas von der Organisation gehört, der er angehören will.

Es gibt Berichte, dass Teile des Manifests kopiert seien. Es ist wichtig, daran zu denken, dass das nichts an der Tatsache ändert, dass es illustriert, was Anders Breivik Behring vermitteln wollte und welcher Ideenwelt er angehörte.

Daniel Poohl (Chefredaktör Expo), Jonathan Leman, Alexander Bengtsson, Mikael Ekman, Johannes Jakobsson

Aus der Online-Ausgabe der von Stieg Larsson gegründeten schwedischen antifaschistischen Zeitschrift Expo

Übersetzung: Björn Mertens



Dieser Artikel erschien in der Online-Ausgabe von Inprekorr Nr. 5/2011 (September/Oktober 2011) (nur online).