Internationaler Spendenaufruf

Aufruf zur Hilfe im Kampf gegen die Taliban und die Operationen des pakistanischen Militärs

Pakistans Labor Relief Campaign bittet dringend um Spenden

Tariq Ali und Farooq Tariq

Dies ist eine offizielle Bitte der Labor Relief Campaign [1] um Unterstützung im Kampf gegen die Taliban und die Operationen des pakistanischen Militärs. Ziel des Aufrufs ist es, sofortige Hilfe den mehr als 1,5 Mio. Flüchtlingen aus der Malakand Region, der Nordwestlichen Grenzprovinz Pakistans, zukommen zu lassen.


Mazdor Jedojuhd


Die Vertreibung ist das Ergebnis der Kämpfe zwischen den Taliban und der pakistanischen Regierung. Wir planen Mazdoor Jeddojuhd häufiger in Paschtu [2] zu veröffentlichen. Momentan erscheint die Zeitung wöchentlich in Urdu und monatlich in Paschtu. Ziel ist, sowohl dem religiösen Fanatismus als auch der staatlichen Repression entgegenzuwirken. Wir wollen die ArbeiterInnen- bzw. die sozialen Bewegungen in der Region unterstützen, indem wir ihre Aktivitäten und Anliegen veröffentlichen und ihnen eine Plattform bieten, sich auszutauschen und neue Netzwerke zu bilden.


Die Situation


Die Taliban haben die Kontrolle über einige Regionen von Pakistan erlangt. Sie drohen andere Teile ebenfalls zu besetzen. Um die Situation zu befrieden, traf die pakistanische Regierung im April mit den Taliban ein Abkommen, das den Taliban ermöglichte, das so genannte ‚Nizam Adl‘ (Rechtssystem) [3] in Malakand einzuführen. In den von ihr kontrollierten Regionen führten die Taliban mittelalterliche Gesetze ein, die vor allem auf die Einschränkung der Rechte von Frauen und Minderheiten abzielen. Das Abkommen gab darüber hinaus den Taliban die Möglichkeit, in andere Gegenden vorzudringen.

Dann änderte die Regierung radikal ihre Taktik, fiel in ein anderes Extrem und startete die Militäroperation. Das Ergebnis ist ein gewaltiger Flüchtlingsstrom in andere Teile des Landes. Laut Armee sollen die religiösen Fanatiker vernichtet werden und das brauche Zeit. Aber die Extremisten halten der Militäroffensive stand und ihr Einfluss in Pakistan wächst.

Fanatismus kann nicht mittels Militäraktionen ausgelöscht werden. Im Gegenteil: Dies trägt eher zu einer Verbreitung ihrer Ideen bei. Die Taliban haben nach der Besetzung Afghanistans durch die NATO 2001 die Macht verloren. Trotzdem sind sie nach ein paar Jahren zunächst in Pakistan, später in Afghanistan wieder erstarkt. Die Situation ist recht komplex.

 

Mitgliedsorganisationen der LRC

Die Militäroperation im Swat-Tal verschleiert die Tatsache, dass das pakistanische Militär die Taliban als ein Faustpfand betrachtet und nicht gewillt ist, dieses zu opfern, um den USA zu gefallen. Während die Armee die Taliban aus dem Swat-Tal vertreibt, lässt sie die Dschihad-Infrastruktur (Trainingscamps, Schulungszentren, Zeitungen, Wohltätigkeitsstrukturen; die verschiedenen Aktivitätsbereiche der Taliban) in anderen Teilen Pakistans unangetastet.

Das Ausmaß dieses Aufstands wird durch die 1,5 Mio. Menschen verschärft, die nun in unterfinanzierten Flüchtlingslagern oder ungenügenden Notunterkünften ausharren ohne die Möglichkeit, den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten. Diese Vertreibung erzeugt kein Vertrauen in die Fähigkeiten des pakistanischen Staates, die Probleme der Flüchtlinge anzugehen.

Ein anderes zentrales Problem sind die Drohnenangriffe der USA. Seit 2006 starben über 700 Menschen bei diesen Militäraktionen, darunter 164 während der 14 Angriffe, die seit Obamas Regierungsantritt stattfanden. Diese Drohnenangriffe schüren die gegen die USA gerichteten Ressentiments. Insgesamt ist die Besetzung von Afghanistan durch die NATO und die USA eine Gefahr für die Stabilität der Nordwestlichen Grenzprovinz Pakistans.


Unsere Perspektive und Strategie


Der Kampf gegen religiösen Extremismus kann nur Erfolg haben, wenn die grundlegenden Probleme der arbeitenden Klasse in sozialer, politischer und ökonomischer Hinsicht gelöst werden. Es gilt darüber hinaus, ein frei zugängliches Bildungssystem mit einem säkularen Lehrplan aufzubauen. Ziel ist es, den Feudalismus zu beenden, eine Landreform durchzuführen und die Besetzung Afghanistans durch die USA zu beenden. Unsere Strategie ist es, religiöse Fanatiker mit lokalen Verteidigungskomitees zu bekämpfen.


Die Alternativen


Sowohl die Taliban als auch das pakistanische Militär handeln zerstörerisch. Weder die Taliban noch die Militäraktion dürfen von uns unterstützt werden. Unsere Position ist radikaler und geht über die bloße humanitäre Unterstützung für die Binnenflüchtlinge hinaus, obwohl diese Arbeit absolut notwendig ist. Es geht um mehr als nur eine Verurteilung der Drohnenangriffe, die zivile Opfer verursachen und die Souveränität Pakistans verletzen. Wir sind unmissverständlich gegen den Krieg, da diese Militärkampagne mit Sicherheit die Menschenrechte auf Generationen hinaus beeinträchtigt.

Eines der Hauptanliegen unserer Kampagne ist der ideologische Kampf gegen den wachsenden Einfluss der Taliban. Unsere Strategie ist es, die Arbeiterschaft und sozialen Organisationen der von den Taliban besetzten Region aufzubauen und zu stärken. Seit 2004 war es uns möglich, bedeutende Kräfte unter der Arbeiterschaft, den Frauen und den Landwirten in progressive Organisationen einzubinden. In Murdan wurde 2004 ein eigenes Büro eröffnet, das bei der Organisation von progressiven Aktionen, vor allem von Frauen, in verschiedenen Gegenden der Nordwestlichen Grenzprovinz eine entscheidende Rolle spielte. Verschiedene neue Gewerkschaften und Bauernorganisationen wurden gegründet. Diese und viele andere Organisationen wurden zusammengebracht, um sich gegenseitig zu unterstützen und sich auf einer gemeinsamen Plattform zusammenzuschließen.

Spendenkonto

Dankenswerter Weise hat sich die „International Workers’ Aid“ bereit erklärt, die Spenden zentral zu sammeln und weiterzuleiten. Wir empfehlen dringend zur Vermeidung gigantischer Gebühren im transatlantischen Bankenverkehr die Spenden auf das Konto der IWA zu überweisen:

IWA, Kto: 7020716
BLZ 520 604 10 (EKK-eG Kassel)
Kennwort: LRC Pakistan.

Eure Spende ist steuerlich absetzbar.

 

Wichtige Voraussetzung dieser Entwicklung war die Veröffentlichung der Mazdoor Jeddojuhd in Paschtu, der lokalen Sprache in der Nordwestlichen Grenzprovinz. Die Zeitung begann gestützt auf die ehrenamtliche Arbeit von über 200 DichterInnen, SchriftstellerInnen und AktivistInnen aus Gewerkschaften, Sozial- und Frauenorganisationen. Mazdoor Jeddojuhd ist die erste progressive Zeitung von GewerkschafterInnen und anderen progressiven AutorInnen, die in Paschtu erscheint. Es wurden bisher fünf Ausgaben gedruckt und auch online zugänglich gemacht (http://jeddojuhd.com/intro.html). Um den religiösen Fanatikern zu begegnen, bedarf es dieser Zeitung in der Sprache, die die Mehrheit der paschtunischen ArbeiterInnenklasse lesen kann. Daher ist es zwingend notwendig, die Zahl der Auflagen in Paschtu zu erhöhen.

Die Taliban wurden zu einer großen Gefahr für unsere Existenz und wir müssen ihnen entgegentreten. Einige progressive Strömungen erklärten die Taliban zu Antiimperialisten, aber sie sind eher Neofaschisten. Im Moment wendet sich die allgemeine Öffentlichkeit gegen die Taliban. Grund für den Umschwung in der öffentlichen Wahrnehmung ist ein Video, das die pakistanische Bevölkerung geschockt hat. Dieses zeigt die Auspeitschung eines Mädchens durch die Taliban. Ein Sprecher der Taliban verteidigte diese Strafe und beteuerte, dass das Mädchen eigentlich eine Steinigung verdient hätte.


Was ist die Labor Relief Campaign (LRC)?


Nach dem verheerenden Erdbeben in Kaschmir und anderen Gegenden im Oktober 2005 haben fünf Organisationen die Initiative ergriffen, um gemeinsam die Bewältigung der Katastrophe anzugehen, die über 100 000 Tote und sehr viel mehr Verletzte und Vertriebene mit sich gebracht hat. Bei den fünf Organisationen handelte es sich um die Women Workers Help Line, Labour Education Foundation, Labour Party Pakistan, National Trade Union Federation und die Progressive Youth Front. Innerhalb von zwei Monaten konnte die LRC über eine halbe Million Dollar zusammenbringen, gespendet aus dem In- und Ausland. Dieses Geld sicherte eine sofortige Hilfe für die betroffenen Menschen.

Sofort nach dem Beginn der Militäroperationen in der ersten Maiwoche startete die LRC wieder eine Kampagne, um die Flüchtlinge zu unterstützen. Es wurden LRC Hilfscamps aufgebaut, und Freiwillige sammelten bedeutende Spendensummen. Zwischen dem 16. und 18. Mai kaufte die LRC Lebensmittel und verteilte sie an unterschiedliche Flüchtlingslager in der Nordwestlichen Grenzprovinz.


Die Position der LRC


Wir glauben, dass es unerlässlich ist, sowohl eine kurzfristige als auch eine langfristige radikale Vorgehensweise gegen den religiösen Fundamentalismus zu entwickeln. Im Folgenden werden einige wenige Punkte aufgeführt, wie wir sie in unseren Veröffentlichungen propagieren.


Wir bitten um Spenden!


Die Labor Relief Campaign fordert soziale Organisationen, Individuen, Gewerkschaften, politische AktivistInnen und Parteien auf diese wichtige Kampagne zu unterstützen. Wir bitten um Spenden für diese Kampagne und sich der LRC anzuschließen. Um der LRC beizutreten, bitten wir um eine Spende von mindestens 300 US-Dollar.

Im Folgenden finden sich Informationen über die Bankverbindungen, wie man der LRC die Spenden zukommen lassen kann. Über Neuigkeiten der Kampagne und darauffolgende politische Entwicklungen werden wir euch regelmäßig informieren.

A/C Title: Labour Education Foundation A/C Number: 01801876
Bankverbindung:
Bitte stellt die Zahlungsanweisung an die Citi Bank, New York, USA Swift CITI US 33 zur weiteren Überweisung zur BANK ALFALAH LTD., KARACHI, PAKISTAN A/C No. 36087144 und für den letzten Transfer zur BANK ALFALAH LTD., LDA PLAZA, KASHMIR ROAD, LAHORE, PAKISTAN Swift: ALFHPKKALDA for A/C No. 01801876 OF LABOUR EDUCATION FOUNDATION.

Übers.: Lucie Billmann



Dieser Artikel erschien in Inprekorr Nr. 452/453 (Juli/August 2009). | Startseite | Impressum | Datenschutz


[1] Hilfskampagne der Arbeiterbewegung Pakistans

[2] Anm. d. Übersetzerin: Sprache der Paschtunen

[3] Anm. d. Übers.: Die Sprachregelung in ‚hiesigen‘Medien ist, dass die Scharia eingeführt wurde.

[4] Anm. der Übers.: FATA: Federal Administered Tribal Areas: Stammesgebiete unter Bundesverwaltung. FATA und die Nordwestliche Grenzprovinz, diese überwiegend von Paschtunen bewohnten Gebiete im Norden Pakistans wurden bei der Staatsgründung 1947 seitens der britischen Kolonialmacht Pakistan ‚zugesprochen‘.