Ökologie

Kohlenstofffreie Wirtschaft und Energieeinsparung

Eine kohlenstofffreie Wirtschaft setzt voraus, sich von fossilen Brennstoffen zu trennen (insbesondere vom Erdöl), nicht nur als Energiequellen, sondern auch als Rohstoff in der petrochemischen Industrie. Ersatzrohstoffe gibt es, denn Kunststoffe können auch aus organischen Materialien hergestellt werden. Aber die Biomasse kann nicht alle Aufgaben auf einmal erfüllen: die Menschen ernähren, den in der Atomsphäre überschüssigen Kohlenstoff binden, als Energiequelle dienen und die Grundstoffe zur Herstellung biologischer Polymere liefern. Das Problem der verfügbaren Flächen und der ökologischen wie auch der sozialen Folgen ist offensichtlich. Der Europäischen Umweltagentur zufolge könnte die Biomasse nicht mehr als 15% bis 16% des Energiebedarfs der EU im Jahre 2030 decken, ohne sich schädlich auf die Umwelt auszuwirken (unter der Bedingung, dass genaue Normen eingehalten werden, ohne die selbst eine geringe Produktion bereits ökologisch negativ wäre).[EEA-Report]

 

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Das Problem könnte in mehreren Ländern der Dritten Welt ernster werden, die davon träumen, in die Äthanolproduktion für den Export einzusteigen. Eine Studie der Internationalen Energieagentur schätzt auch, dass die Äthanolproduktion zunächst aus Zuckerrohr nur 10% des Weltverbrauchs an Benzin und 3% an Diesel im Jahre 2020 decken könnte. [IEA EET Working Paper] Und hier sind keine Umweltgesichtspunkte erwähnt.

Wenn jede Bereitschaft fehlt, den Primärenergieverbrauch, vor allem im Verkehrsbereich, ernsthaft zu verringern, drohen diese Projekte zu einem neuen Schritt der Ausweitung von industriellen Monokulturen zum Export zu werden, mit allen daraus folgenden ökologischen und sozialen Konsequenzen. Selbst wenn ein bedeutender Teil der Solarenergie direkt genutzt werden kann (durch solarthermische Kollektoren oder photovoltaische Sonnenzellen, ohne durch „Energiekonverter“ zu laufen), zeigt dieses Beispiel trotzdem, dass es nicht reichen wird, einfach fossile durch erneuerbare Energiequellen zu ersetzen, und ansonsten weiterzumachen wie bisher. Der Übergang zu den erneuerbaren Energien muss mit einer Senkung der Primärnachfrage in den entwickelten Ländern einhergehen, dem Kampf gegen Verschwendung und einer Steigerung der Energieeffizienz. Der Wahnsinn des kapitalistischen Wachstums und die Energiegier müssen in Frage gestellt werden.

Quellen: EEA-Report Nr.°7/2006; IEA EET Working Paper, “Reducing Oil Consumption in Transport”, L. Fulton, April 2004.



Dieser Artikel erschien in Inprekorr Nr. 428/429 (Juli/August 2007).