Internationales Jugend-Camp

Nach zwei Jahren der Vorbereitung fand das fünfzehnte internationale Jugendcamp von mit der Vierten Internationale sympathisierenden Jugendorganisationen schließlich in Dänemark statt. Die intensive Aufklärung der dänischen GenossInnen gegenüber denen aus südlichen Bereichen, dass in Dänemark (meistens) keine arktischen Bedingungen herrschen, zahlte sich aus, denn fast fünfhundert Jugendliche kamen in Westjütland für eine Woche mit Politik und Geselligkeit zusammen - aus Moskau und von den Kanarischen Inseln, aus Polen und Portugal und allem, was dazwischen liegt.

Nach vielen Jahren Mitarbeit bei der International Workers Aid for Bosnia (Internationalen Arbeiterhilfe) freuten sich die TeilnehmerInnen ganz besonders, eine Delegation aus Bosnien zu begrüßen.

Unter der Parole "Die Freiheit zurückgewinnen" widmeten sich verschiedene Foren und Workshops der Frage, wie die Freiheiten der Jugendlichen, der Frauen, der Schwulen und Lesben, der MigrantInnen und der Völker in der "Dritten Welt" eingeschränkt oder abgeschafft werden. Wie im Namen der "Freiheiten" der kapitalistischen Welt, des freien Marktes und freien Handels, die individuellen Freiheiten den kollektiven Rechten der ArbeiterInnen, Erwerbslosen und Studierenden gegenübergestellt werden.

Wie jedes Jahr wurde das politische Programm des Jugendcamps von einem Delegiertentreffen der teilnehmenden Jugendorganisationen vorbereitet. Es verknüpfte Beiträge von älteren GenossInnen mit jahrelanger Erfahrung mit denen von Jugendlichen, die sowohl die Aktivität ihrer eigenen Organisation als auch ihre eigenen Themen widerspiegelten und dabei auch neue, ihrer Generation entsprechende Fragen anschnitten, wie zum Beispiel die Rolle der Musik bei der Identitätsfindung der Jugendlichen.

Einzelne Fragen wurden besonders aufgegriffen und in aller Breite diskutiert: die Diskussionen nur für Frauen im extra Frauenbereich; die Diskussionen für Schwule und Lesben in ihren Bereichen oder auch die fest bestehenden Kommissionen zu aktuellen Fragen der gemeinsamen Aktivitäten. Die Kommission zu den Kämpfen der Studierenden brachte dieses Jahr zum Camp eine Broschüre mit, in der Beiträge aus der Schweiz, Portugal, Italien, Frankreich und Belgien über die Ausbildungssituation in den Ländern und die laufenden Kämpfe der Studierenden zusammengefaßt waren. (eine Kopie dieser Broschüre ist über die Inprekorr-Adresse zu erhalten).

Um den sechzigsten Jahrestag der Gründung der Vierten Internationale zu würdigen, wurde Charlie van Gelderen zum Lager eingeladen. Er ist der einzige noch lebende Teilnehmer von den zweiundzwanzig, die auf der Gründungskonferenz von 1938 anwesend waren. Charlie wurde voller Wärme und Anerkennung willkommen geheißen und er gab das in gleicher Weise auf der abendlichen Versammlung zurück: "Euer Enthusiasmus hat die Flamme erneuert, die auf der historischen Gründungskonferenz angezündet wurde, vor sechzig Jahren, als ich, so wie viele von euch, Mitte Zwanzig war. Seid nicht entmutigt durch Niederlagen oder Rückschritte. Seid nicht verunsichert, weil wir immer noch nur wenige sind. Euch gehört die Zukunft. Bleibt der revolutionären Idee treu. Ihr müsst siegen, worin meine Generation versagt hat."

Auf derselben Versammlung sprach Tatau Godinho, Mitglied der Leitung der brasilianischen Arbeiterpartei (PT) und der Führung der Vierten Internationale. Er repräsentiert die Generation, die im Zuge der weltweiten Jugendradikalisierung nach 1968 zur Politik kam und umriss den Kampf zur Herausbildung einer breiten, einen revolutionären Kern einschließenden Massenbewegung. Andrea Peniche aus Portugal sprach für die Jugendlichen, die dabei sind, ihrer Verpflichtung zur revolutionären Umgestaltung der Gesellschaft nachzukommen. Søren Søndergard, Mitglied des dänischen Parlaments für die Rot-Grüne-Allianz, in der die Sozialistische Arbeiterpartei, die Sektion der Vierten Internationale in Dänemark, mitarbeitet, sprach über den antirassistischen Kampf, der eines der größten Themen in den Kampagnen der jungen GenossInnen ist.

Das jährliche Ereignis, das jetzt im fünfzehnten Jahr erfolgreich organisiert wurde, wird von den Delegationen als unentbehrlich angesehen. Es ist eine Gelegenheit des nationalen und internationalen Erfahrungsaustausches, abseits vom Druck der alltäglichen Aktivitäten. Auch für nächstes Jahr bereiten die Delegationen ein neues Treffen vor, möglicherweise an einem etwas sonnigeren Fleckchen.

Penny Duggan

Dieser Artikel erschien in Inprekorr Nr. 324