Bosnische Bergarbeiter gegen Privatisierung

(ln) - Die Bergarbeiter von Tuzla und ihre Familien wurden durch ihren langjährigen Widerstand gegen Nationalismus und ethnische Teilung berühmt. Jetzt droht ein neuer Angriff: Politiker und "Finanzfachleute" wollen die in Gemeineigentum befindlichen Kohlengruben und Industrien privatisieren. Angesichts der Erfahrungen in anderen europäischen Ländern haben die Bergleute größte Bedenken: "Dies wird nur Erwerbslosigkeit und den Anteil von Gelegenheitsjobs steigern, was heute ein weltweites Problem ist", schreiben sie in einem Aufruf. "Und zu einem sorgfältigeren Umgang mit Naturressourcen wird es auch nicht führen."

Da sie nicht glauben, die Privatisierungspläne alleine stoppen zu können, laden sie zu einer Internationalen Arbeiterkonferenz gegen Privatisierung, Gelegenheitsarbeit und Erwerbslosigkeit nach Tuzla (Bosnien) am 14. und 15. März ein, "um gemeinsame Lösungen für gemeinsame Probleme zu suchen".

Kontakt: Autonome Bergarbeitergewerkschaft/ Samostalni sindikat radnika rudnika uglja Bosne i Hercegovine, Republicki odbor, 75000 Tuzla, Mije Kerosevica Guje 1, Bosnien-Herzegovina; Tel: 00387-75 282 111 Anschl. 542; Fax: 00387-75 283 412; http://www.gn.apc.org/labournet/1998/Jan/tuzla.html.

Dieser Artikel war vorgesehen für Inprekorr Nr. 317, konnte aber aus Platzgründen nicht erscheinen.


Proteste in Wuhan

(fr) - In der zentralchinesischen Stadt Wuhan haben Anfang Januar rund 1000 Arbeiter gegen ihre Entlassung und die Schließung zweier Fabriken demonstriert. Wie Augenzeugen berichteten, brachten die Demonstranten den Verkehr im Stadtzentrum für elf Stunden zum Erliegen. Nach Angaben des Hongkonger Informationszentrums für Menschenrechte und Demokratie in China zog die Kundgebung rund 30.000 Schaulustige an. Die Polizei löste die Demonstration nach Angaben von Augenzeugen ohne Anwendung von Gewalt am Abend auf.

Dieser Artikel erschien in Inprekorr Nr. 317

Neue Zeitschrift auf persisch (farsi)

(fd) - Soeben erschienen: (Zur Verteidigung des Marxismus), Nr. 1, Winter 1998. Einzelheft: DM 10 (plus Porto). Schwerpunkt dieser Ausgabe ist die Oktoberrevolution. Aus dem Inhalt: Ihr Marxismus und unserer; Über die berufsmäßigen Gefahren der Macht; Was geschah mit der Generation des Oktobers?; Die Oktoberrevolution und die Frage der Nationalitäten.

Bestellungen an: DDM-IRA, c/o La Brčche, 9, rue de Tunis, F-75011 Paris; oder: DDM-IRA, PLK 022104, D-44051 Duisburg.

Dieser Artikel erschien in Inprekorr Nr. 317


Oktober 1917

(iv) - In früheren Jahren wurde der russischen Revolution "gedacht", diesmal wurde sie debattiert: auf einem Seminar des (der französischen KP nahestehenden) Espace Marx und des Ernest-Mandel-Studienzentrums. Ein solches Ereignis kann nicht einer einzigen Strömung oder Theorietradition "gehören", es braucht den Geist des Pluralismus. Neben den genannten Gruppierungen zählten auch Universitätseinrichtungen zu den Organisatoren; ferner waren verschiedene theoretische Zeitschriften eingeladen, darunter die Critique Communiste der LCR.

Leider hatte das Seminar nicht das erhoffte Echo in den Medien, was zum einen an der schwachen Beteiligung der sozialdemokratisch-sozialistischen Strömung lag, zum anderen aber auch an dem nur halbherzigen Engagement vieler der anwesenden politischen "Familien".

Angesichts von über 100 schriftlichen Beiträgen und zahlreichen Anwesenden aus Australien, Britannien, Kanada, Kuba, Frankreich, Mexiko, Rußland, Deutschland und den USA war die Diskussionszeit trotz dreitägiger Dauer oft zu kurz, um wirklich in die Tiefe gehen zu können. Die schriftlichen Beiträge sollen demnächst veröffentlicht werden, und die Organisatoren prüfen die Möglichkeit der Gründung eines Netzwerks für künftige Forschung und Austausch.

Francis Sitel

Dieser Artikel erschien in Inprekorr Nr. 317


Feministische Brigade

(iv) - Zweiundfünfzig Frauen besuchten kürzlich Kuba, um sich ein Bild von den Auswirkungen der US-Blockade auf Frauen und Kinder zu machen. Diese von der trotzkistischen US- Frauengruppe Radical Women organisierte Brigade wurde vom kubanischen Frauenverband (FMC) empfangen. Dabei wurden auch heikle Themen wie Schwulenbefreiung, Kleinfamilie, zunehmende Prostitution, Sektierertum in der Solidaritätsbewegung und die Wechselbeziehungen zwischen Rasse, Geschlecht und Klasse diskutiert.

Frauen sind von der "Spezialperiode", wie die Wirtschaftskrise auf Kuba genannt wird, besonders hart betroffen. Bis zu ihrem Zusammenbruch 1989 standen die Ostblockstaaten für 80% des kubanischen Außenhandels. Dieser Verlust hatte zusammen mit der US-Blockade und ihrer versuchten Ausweitung auf Drittstaaten durch das Helms-Burton-Gesetz verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft. Frauen, die neben der Arbeit außerhalb des Heims auch die meiste Hausarbeit erledigen müssen, erleben die Auswirkungen besonders drastisch, wenn sie etwa die wertvollen Schuluniformen täglich (mit der Hand) waschen oder das Öl zum Kochen streng rationieren müssen.

Brigadistas, die zum erstenmal auf Kuba waren, zeigten sich beeindruckt von den Errungenschaften des Landes. Aber denen, die schon mehrmals dort waren, vielen die zunehmenden Risse auf. "Das soziale Gewebe löst sich auf unter dem Druck der Kräfte des 'freien Marktes' und der Übel, die sie ausbrüten: Prostitution, Ungleichheit, Verbrechen", beobachtete Debbie Brennan, eine brigadista aus Melbourne (Australien).

Eine größere Frauen-Solidaritätskonferenz soll im April 1998 in Havanna stattfinden.

Kontakt zu der Frauenbrigade: 5018 Rainier Avenue South, Seattle, WA 98118, USA; Tel: 001-206- 722-2453, Fax: -723-7691, E-Mail: franrose@aol.com.

Dieser Artikel erschien in Inprekorr Nr. 317


Streik in Liverpool zu Ende

(ln) - Nach zwei Jahren und vier Monaten Streik und Aussperrung im Hafen von Liverpool und weltweiten Solidaritätsaktionen sahen die Docker Ende Januar keine andere Möglichkeit mehr, als das Abfindungsangebot der Hafengesellschaft Merseyside zu unterschreiben, das im Oktober 1997 noch mit 70-prozentiger Mehrheit abgelehnt worden war. Nach dieser Ablehnung hatte man auf verstärkte Unterstützung durch die neue Labour-Regierung, die 14% der Gesellschaftsanteile kontrolliert, und durch die nationale (TGWU) und internationale Transportarbeitergewerkschaft (ITF) gehofft. Statt dessen verstärkte sich der Druck auf die Docker. Ihre Gewerkschaft erklärte den Konflikt über die Medien für beendet und die Polizei begann, härter gegen Streikposten vorzugehen. In einem Schreiben an die Unterstützerinnen und Unterstützer weltweit schreibt Vertrauensleutesprecher Jimmy Nolan, daß auch die Blockadeaktionen gegen die Reedereien ACL und CAST, die wichtigsten Nutzer des Liverpooler Hafens, nicht mehr richtig wirksam waren. Er schließt seinen Brief mit den Worten von James Larkin: "Wer spricht hier von Niederlage? Ich sage euch, eine Sache wie die unsere ist größer, als eine Niederlage je sein kann. Sie ist die Macht der Mächte."

Dieser Artikel erschien in Inprekorr Nr. 317