Russland

Aufruf des Gewerkschaftskomitees von „Jedinstwo“ bei AwtoWAS an die sozialen Bewegungen und Gewerkschaften

Gewerkschaftskomitee von „Jedinstwo“

Liebe Kollegen und Kolleginnen!

Der Lohn der Beschäftigten von AwtoWAS verliert immer mehr an Kaufkraft. Bei den letzten Regionalwahlen lautete eine der Losungen der regierenden Partei „Einiges Russland”: „Ein Lohn in der Höhe von 25 000 Rubeln – das ist möglich!” An der Spitze der Liste dieser Partei standen die wichtigsten Leiter des Werks AwtoWAS.

Als sie gewählt waren, vergaßen die Abgeordneten von „Einiges Russland” ihr Versprechen.

Aus der Enttäuschung heraus, dass sie nie eine Lohnerhöhung bekamen, haben sich die Beschäftigten bei dem Automobilgiganten AwtoWAS für einen Streik entschieden. Um ihre Menschenwürde zu verteidigen, richteten vor allem Beschäftigte von zwei Abteilungen (mechanische Montage und Karosserie) im Juli 2007 ihre Forderungen in Bezug auf die Einhaltung des Wahlversprechens 25 000 Rubel Lohn an die Firmenleitung. Eine Antwort haben sie nie bekommen.

Am 1. August haben die Beschäftigten in den Abteilungen 46-1, 45-2, MOTOR-3 und einige andere gestreikt, um ihre Forderungen durchzusetzen. Das wichtigste Montageband ist vier Stunden lang leer gelaufen. I. Iwanow, der Vertreter der Werksleitung, kam vor Ort und versprach, der Präsident der Unternehmensgruppe AwtoWAS werde bald nach Togliatti kommen und es würden Verhandlungen mit den VertreterInnen der Streikenden aufgenommen. Es wurde außerdem versprochen, es werde keine repressiven Maßnahmen gegen die Streikenden geben.

Die Beschäftigten haben den Versprechen geglaubt und den Streik eingestellt, in Erwartung des Beginns von Verhandlungen über eine Lohnerhöhung.

Die Versprechen erwiesen sich einmal mehr als verlogen.

Der Arbeitgeber ließ sich nicht auf Verhandlungen ein. Schlimmer noch, unter Verletzung des Arbeitsgesetzbuchs (Art. 414), in dem Disziplinarmaßnahmen gegen Streikende verboten sind, ließ der Arbeitgeber (bislang) 170 Beschäftigten Benachrichtigungen über Sanktionen zukommen, zwei wurden entlassen.

Wir, das Gewerkschaftskomitee von Jedinstwo, wenden uns mit der Bitte um Unterstützung für die ArbeiterInnen, die Opfer der Unternehmerwillkür sind, an alle sozialen Bewegungen und Gewerkschaften. Die neue Firmenleitung von AwtoWAS erklärte, sie werde professionell handeln und trete für die Einhaltung von Gesetz und Ordnung in den russischen Unternehmen ein. Anstelle von Gesetz und Ordnung hat der Vorstand jedoch seine Inkompetenz und seine Gier nach mühelosem Einkommen unter Beweis gestellt. Sie haben sich massenhaft Luxusgeländewagen gekauft und in Moskau eine Handelsfirma gegründet, in der die Gehälter des Personals ein Vielfaches der Löhne der ArbeiterInnen in der Fabrik betragen. Die Inkompetenz bei der Leitung der Fabrik hat zu massenhaftem Ausscheiden aus der Fabrik, zum Rückgang der Produktion, zur Einstellung der Sozialprogramme für die ArbeiterInnen und infolgedessen zu deren Verarmung geführt.

Eine Solidaritäts- und Protestkampagne der russischen und der internationalen Öffentlichkeit wird zur Beendigung der illegalen Maßregelungen von Menschen führen, die mit harter Arbeit ihr Brot verdienen und ihre Familie ernähren.

Wir bitten Sie, an die Adresse des Vorstands von AwtoWAS Protestschreiben zu senden.

Wir bitten Sie weiter, soweit möglich auf das Bankkonto der Gewerkschaft Jedinstwo zu spenden. Wir garantieren, dass dieses Geld in voller Höhe an die illegal und ungerecht von den Repressalien betroffenen ArbeiterInnen weitergeleitet wird.

Vielen Dank im Voraus!

Gewerkschaftskomitee von „Jedinstwo”

Übersetzung aus dem Französischen: Wolfgang Weitz



Dieser Artikel erschien in Inprekorr Nr. 432/433 (November/Dezember 2007).